Die Aufzeichnungen des Malte Laurids Brigge
Lesung mit Musik
Hapé Schreiberhuber / Foto: Günther Peroutka
Die Aufzeichnungen des Malte Laurids Brigge von Rainer Maria Rilke (1910, gekürzte Fassung) wird als szenische Lesung angeboten und gilt als eines der ersten literarisch bedeutenden Werke des 20. Jahrhunderts, und spiegelt die Grunderfahrungen des Menschen in der klassischen Moderne von Paris.
Hapé Schreiberhuber / Sprecher
n.n. / Violine
„Es gibt eine Menge Menschen, aber noch viel mehr Gesichter, denn jeder hat mehrere. Da sind Leute, die tragen ein Gesicht jahrelang, natürlich nutzt es sich ab, es wird schmutzig, es bricht in den Falten, es weitet sich aus wie Handschuhe, die man auf der Reise getragen hat. Das sind sparsame, einfache Leute; sie wechseln es nicht, sie lassen es nicht einmal reinigen. Es sei gut genug, behaupten sie, und wer kann ihnen das Gegenteil nachweisen? Nun fragt es sich freilich, da sie mehrere Gesichter haben, was tun sie mit den andern? Sie heben sie auf.Ihre Kinder sollen sie tragen. Aber es kommt auch vor, daß ihre Hunde damit ausgehen…” Rainer Maria Rilke, aus: „Die Aufzeichnungen des Malte Laurids Brigge"
"Ja, es ist möglich! Ist es möglich, sich einzulassen auf Rilkes Prosa, auf die Gedanken des Malte Laurids Brigge, der seine geschauten Bilder, seine Zweifel, seine Einsamkeit und Liebessehnsucht in seinen Aufzeichnungen an uns vorbeiziehen lässt? Ja, Hapé Schreiberhuber macht es in seiner sprachgewaltigen Performance möglich! Er gibt Brigge die nuancierte Stimme für all das Beobachtete, Armselige, Zweifelnde, Hoffnungsvolle, Lebendige und Morbide. Körper und vor allem die Hände sprechen mit, zeigen den Blick durch eine Scheibe, verbildlichen zwei gleiche-ungleiche Messerklingen, leuchten hervor beim Anzünden einer Kerze…Rezitator und Brigge scheinen eins zu sein, daher ist auch die Auswahl der Textstellen stimmig und bietet die Freiheit, auch Rilkes Liebeslyrik einzusetzen, um Abelone als Symbolfigur aller Geliebten darzustellen. Ja, die Violinistin Rusanda Panfili macht es mit ihrem virtuosen Spiel möglich!
Die Musik ist nicht Untermalung, sondern Teil einer Choreographie, die Rusanda Panfili zu Beginn aus dem Hintergrund noch wie aus einer anderen Welt hörbar macht. Dann aber ist sie auf der Bühne präsent – rhythmisch kraftvoll und ausdrucksstark auf ihrem Instrument - und verwandelt sich schließlich durch behutsam eingesetzte Interaktion in die angebetete Abelone. Eine beeindruckende Performance im perfekt passenden Rahmen! von Sylvana Obereigner-May (2018)
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Gastspielanfragen:
Yasinta Martin
info(at)rilkefestival.com
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